Eine Pariserin über ihre kulinarischen Erlebnisse in der Händelstadt

Bevor Sie, geneigter, Leser die folgenden Zeilen lesen bedarf es einer gewissen mentalen Einstimmung. Am besten ist, Sie setzen sich hin, vielleicht in ein Straßencafé oder auf Ihren Balkon und trinken zu diesem Text einen Café au lait oder einen Beaujolais Primeur und essen ein Stückchen französischen Weichkäse. Dann schließen Sie die Augen und stellen sich vor, dass Ihnen gegenüber eine Französin oder ein Franzose sitzt und Ihnen folgendes erzählt. Denn dieser Text wurde von Scyllia Ahlouwa, einer französischen Austauschstudentin aus Paris, geschrieben. Wir baten sie einen Artikel über Essen und Trinken, deutsche und französische Vorurteile und Macken zu schreiben. Der Text wurde nicht korrigiert. Sie lesen also deutsch mit französischem Akzent. Augen zu und: Prenez plaisir à la lecture.


Blonde Haare, übergewichtig, in der traditionellen bayerischen Latzhose angekleidet, ein Bier in einem Hand und natürlich ein Bratwurst in dem anderen Hand. So ist das perfekte Bild, die Franzosen (zumindest) über die Deutschen haben. Ganz ehrlich bleiben aber nur das Bier und Bratwurst als richtige deutsche Gewohnheit, zumindest für was ich persönlich bemerkt habe. Ich habe es nämlich lustig gefunden, dass die Leute irgendwann immer Bratwurst essen: früh um halb zehn oder zehn, sowie zum Mittagessen oder Abendessen.



Im Rahmen des Essens gibt es also ziemlich viele Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland. Bei meiner Gastfamilie zum Beispiel habe ich die Tradition des „Abendbrots“ entdeckt. Darüber habe ich mich wirklich (er)staunt, einerseits weil ich gar nicht wusste, dass es so viele unterschiedliche Varianten von Brötchen existieren konnte, und andererseits, weil ich normalerweise nicht so früh esse. Um 18 Uhr war das Abendbrot schon bereit. 18 Uhr ist auch manchmal der Zeitraum, wo ich nur zu Mittag esse… aber ich muss sagen so spät zu Mittag essen aber nicht alle Franzosen, nur ich…

 



Andererseits sind die Franzosen eher als „Froschesser“ betrachtet, und mit natürlich der Baguette als Begleitung. Nur die Baguette esse ich sehr  regelmäßig als Französin, Frösche habe ich aber noch nie probiert, und werde wahrscheinlich nie …



Über den Inhalt des Frühstücks habe ich mich auch manchmal gewundert, weil ich nicht daran gewöhnt war, Brötchen mit Salami schon um acht zu essen. Es war lustig, Käse, Salami und Müsli nebeneinander auf dem Tisch zu sehen. Es hat aber mich nicht gestört, weil ich auch manchmal salzig frühstücke, ich mache  trotzdem keine Mischung zwischen süßen und salzig. Alle Varianten von Wurst sind in Deutschland repräsentiert: kleine Bratwürsten, große Bratwürsten, die so bekannte Frankfurter Wurst, die Berliner Wurst …

Die Currywurst gefällt aber mir am besten. Ich hatte noch nie mich vorgestellt, dass die Currysauce so gut zu der Wurst passieren konnte. Die Thüringer Bratwurst hat auch mich angenehm überrascht, nicht nur aufgrund der komischen Aspekte, (es sieht für mich wie ein großes Lächeln), sondern auch, weil es sehr gut schmeckt. Es gibt also eine ziemlich große Auswahl an diesen Artikeln, sowie für das Bier. Wenn ich Bier tränke, dann würde ich mich wie in Paradies fühlen, und zwar dank dieses „Getränkeladens“, der an dem Ecke der Ludwig-Wucherer-Straße steht. Sie verkaufen 152 Arten von Bier! Und die sind übrigens viel billiger als in Paris. Für mich waren mehr interessant die 49 Wasser und 77 Säfte, die auch verkaufen werden. Da ich nie Alkohol trinke, habe ich mich darüber gefreut.



Das letzte typische deutsche Gericht, das mir viel gefallen hat, ist der sogenannte marinierte Hering. Ich weiß nicht, in was der Fisch mariniert, schmeckt aber sehr gut. Eine Freundin von mir hatte mir dieses Gericht empfohlen, und ich habe nämlich nicht bereut. Jetzt muss ich Sauerbraten probieren, um zu wissen, ob es besser als der sogenannte französische „boeuf bourguignon“ schmeckt. Es ist im Moment die große Frage, die mich den Kopf zerbrecht: wer schmeckt am besten? Entweder der süß-sauer Geschmack des Sauerbratens, oder die kleine Zwiebeln und Speckwürfel, die als Beilage zum Fleisch gereicht werden.