Frühstücken in Halle: Länger geht immer
Neueste Studien scheinen das Frühstück entzaubern zu wollen. Jeder von uns kennt den Rat, das Frühstück als wichtigste Mahlzeit des Tages auf keinen Fall auszulassen. Selbst wer auf Diät sei, solle am Morgen ordentlich zulangen. Wenn man dies nicht tue, würde man vor Heißhunger über den Tag verteilt doppelt und dreifach so viel zu sich nehmen. Nun soll dies alles nicht stimmen: In den aktualisierten amerikanischen Richtlinien für gesunde Ernährung, den Dietary Guidelines for Americans“, geht hervor, dass, wer nicht frühstückt, diese Kalorien eben auch weniger zu sich nimmt und nicht nachholt. Dies gilt sicher nicht nur für Amerikaner …
Obwohl also das Frühstück nicht essentiell wichtig für eine gute Ernährung ist, macht es doch unheimlich viel Spaß. Stellen wir uns einen Sonntagmorgen, den wir ausgeschlafen beginnen, ohne ausgedehntes Frühstück vor? Geht nicht! Und am liebsten schmeißt man sich dazu noch in das gemütlichste Outfit, schnappt die Liebsten und setzt sich in ein schönes Café. Der Trend geht nämlich eindeutig zum Auswärtsessen. Der letzten Nestlé-Studie „So is(s)t Deutschland“ zufolge bleibt zwar das Mittagessen mit etwa 30 Prozent die beliebteste Mahlzeit in Gaststätten und Restaurants, doch das Frühstück ist Wachstumstreiber. Das liegt vor allem an den Frauen, die sich, berufstätig und geschäftig, gerne bedienen lassen. Schon das angepasste Speisenangebot mit zahlreichen Frühstücksprodukten in den Cafés spricht dafür. Und unsere Rubrik „Frühstück“ im Geschmackverstärker. Aufgrund zahlreicher Nachfragen haben wir in diesem Jahr erstmals die nun vielleicht nicht mehr ganz so wichtige, aber dafür sehr schöne Mahlzeit bei uns im Heft vertreten.
Zu beachten sind dabei einige neu aufkommende Trends: Es wird eindeutig mehr Gemüse als Fleisch bestellt (Hallo, Avocadotoast!), Overnight-Oats und Porridge werden von Proats abgelöst (Proteine und Oats, nur zusammengesetzt), und das Stichwort heißt Levante (Küche aus dem Nahen Osten, inklusive Hummus und Mezze – total in). Der für uns unterstützenswerteste Trend ist jedoch, das Frühstück auf den ganzen Tag auszudehnen. Sonst auf den frühen Vormittag begrenzt, öffnen sich nun mehr und mehr Lokale gegenüber dem gemütlichen Leben - bis zum Mittag schlafen und dann frühstücken gehen! Und wer sagt, dass man nicht auch gegen Abend Lust auf ein Rührei und, warum nicht, einen Avocadotoast im Sonnenuntergang hat? Vorreiter sind in diesem Trend natürlich Studentenstädte, zugegeben. Doch auch die arbeitende Bevölkerung kann in Schichtdienste gehen oder nach der Arbeit die Lust am Kochen verlieren … Also: Frühstücken gehen! Und zwar immer!
Auch in Halle ist schon seit längerer Zeit zu beobachten, dass die Speisekarten um die Frühstücksrubrik nach und nach erweitert werden. Wichtig neben dem, was es gibt, ist, wie lange es etwas gibt. Besonders sind uns dabei der Rote Horizont und das N8 aufgefallen. Ersteres bietet bis 17, letzteres bis 18 Uhr die eigentlich erste Mahlzeit am Tag an. Was auch immer geht: das Bewaffel dich und Bagel 29. Beide Läden haben den ganzen Tag offen und verkaufen eben auch Frühstücke. Und was gibt es Leckereres als eine frische Waffel oder einen knusprigen Bagel? Doch ob das Frühstück früh oder spät ist, ob es für unseren Kalorienbedarf wichtig ist oder nicht – es kommt dabei eigentlich nur auf eins an: das Gefühl! Die Ruhe und Gemütlichkeit, das Schlemmen und sich Bedienenlassen, all das, was die Frühstücksmentalität doch eigentlich ausmacht. Sich Zeit fürs Essen zu nehmen, bedeutet, sich Zeit für sich selbst nehmen. Sich ausgewogen ernähren und den Wünschen zu jeder Uhrzeit nachgehen zu können, bedeutet Freiheit und Gesundheit. Vielleicht ist das das Erfolgsrezept des Frühstücks. Oder die Avocadotoasts.