Tote Oma ist echt nicht meins

Die Bloggerin Emelie Wegener studiert in Halle Ernährungswissenschaften. Auf ihrem Blog emiliestreats schreibt sie über ihr Lieblingsthema Ernährung. Sie kocht, bäckt, gibt Ratschläge und empfiehlt Rezepte. Redakteur Martin Große sprach mit ihr über ihren Blog, Ernährungstrends, vegetarisches Essen und Fleischgenuss.

Wie bist du auf die Idee gekommen deinen Blog emiliestreats zu starten und worum genau geht es in deinem Blog?

Seitdem ich sieben Wochen bei einem Ernährungswissenschaftler in Neuseeland gelebt und gearbeitet habe, denke ich noch intensiver darüber nach, was auf meinem und auf anderer Leute Teller landet. Seine Arbeit, seine Familie und sein Bücherschrank haben mich fasziniert und inspiriert. Ich habe in Neuseeland viel ausprobiert und das hat mir alles sehr viel Spaß gemacht. Den Blog habe ich im Endeffekt für mich selbst gestartet. Ganz ursprünglich wollte ich meine Rezepte und Ideen festhalten, um sie vielleicht irgendwann mal in einem eigenen Café umzusetzen. Schnell wurde mir aber klar, dass ich noch viel mehr zu sagen habe. Neben meinen Rezeptideen schreibe ich über ein immer aktuelles und sehr spannendes Thema, da ich mich im Studium genau damit beschäftige. So wurde mein Blog zu einer Plattform, die meine zwei Leidenschaften verbindet: Ernährung und Essen.



Du studierst in Halle Ernährungswissenschaften. Gewinnst du während deines Studiums Erkenntnisse, die du in deine Ernährung/ deinen Blog einfließen lässt?

Aber klar! Ich lerne jeden Tag neue, aber auch sehr unterschiedliche Sachen, da mein Studium aus vielen verschiedenen Modulen aufgebaut ist. Es macht mir sehr viel Freude, die vielen Details dann auf der Couch für mich selbst und meine Leser*innen zu verknüpfen und verständlich zu machen. Ich finde: Mein Studium wird erst richtig spannend, wenn ich es aktiv erlebe. Dazu gehört das Nachlesen aktueller Forschungsthemen und eben auch das für sich selbst rekapitulieren.

Du schreibst in deinem Blog, dass du gerne ein Café eröffnen möchtest, hast du da schon bestimmte Vorstellungen?

Mittlerweile hat sich mein Traum relativiert. Ich möchte definitiv selbstständig werden und etwas eigenes schaffen. Ein Café, in dem gesunde Gerichte und reuelose Süßigkeiten verkauft werden, ist für mich immer noch ein wundervoller Zukunftstraum, aber ob ich dann nicht doch etwas ganz anderes mache, weiß ich noch nicht. Ich habe viele Ideen, die sich jeden Tag ändern und bin selbst gespannt, wohin sich die Reise entwickelt. Mein Blog hilft mir dabei, meine eigenen Stärken zu finden und zu sehen, welche meiner Stärken der Welt helfen können.

Du bist jung, weiblich, kaufst Bio-Lebensmittel und studierst – entsprichst damit dem „klassischen Klischee“ einer Vegetariarin. Dennoch isst du, wenn auch selten, gern Fleisch. Eine bewusste Entscheidung für den Genuss?

Ganz genau. Fleisch ist für mich ein sehr besonderes und wertvolles Lebensmittel. Ich entscheide mich bewusst für das Fleisch von Tieren aus artgerechter Haltung – aus ethischen aber auch aus Genuss- und gesundheitlichen Gründen. Solange ich mit meinem studentischen Budget haushalte, zählen Fleisch und auch Fisch als Luxusprodukte, die ich dann aber umso mehr genieße!



Wenn Du in Halle Fleisch kaufst, wo machst du das? Viele Möglichkeiten hat man da nicht nach unseren Erfahrungen. Beim normalen Fleischer? Biofleischerei Hündorf? Teutschenthaler Naturfleisch der Fleischerei Dietzel?

Ich komme ursprünglich aus Berlin und bin wesentlich weitere Wege gewohnt. Wenn ich Fleisch kaufe, nehme ich gerne die Beine in die Hand und radle zum Biofleischer Hündorf! Dort stimmt einfach alles: Die Atmosphäre, die Qualität, das Fachwissen und der Service. Da fängt der Genuss schon beim Einkauf an!

Was hältst du von Ernährungstrends wie vegetarisch, vegan, paleo von Frutarieriern oder dem neuesten Trend „clean eating“?

Ich finde, dass man zwischen Ernährungsformen und Trends unterscheiden sollte. Wer sich bewusst für eine Ernährung ohne tierische Produkte entschieden hat, folgt selten einem Trend. Ich finde es vollkommen in Ordnung, wenn sich Menschen aus ethischen Gründen für eine bestimmte Ernährungsform entscheiden. Solange sie genau wissen, mit welchen Lebensmittelkombinationen sie ihren Körper gut versorgen können, ist dagegen absolut nichts einzuwenden! „Clean eating“ ist für mich ein zu begrüßender Trend, da so mehr Menschen darüber nachdenken, was eigentlich in ihren Lebensmitteln steckt. Von vielen anderen Trends oder Diäten halte ich nicht viel – jede hat ihre Vor-, aber meistens auch sehr viele Nachteile. Viele Ernährungstrends schreiben zum Beispiel den Verzicht von weißem Mehl und Zucker vor – das ist sinnvoll, da wir einfache Kohlenhydrate schnell verdauen und so viel mehr davon essen, um satt zu werden. Kritisch wird es aber, wenn ganze Lebensmittelkategorien ausgeschlossen werden, wie zum Beispiel jegliche Kohlenhydrate oder auch gekochtes Essen. So kommt die Ernährung meist in eine Schieflage. Inwieweit die verschiedenen Ernährungstrends haltbar sind oder nicht, beleuchte ich übrigens auch immer mal wieder auf meinem Blog!



Haben die Ernährungstrends auch etwas Gutes?
Ernährungstrends sind per se nichts Schlechtes. Ich finde es gut, wenn Menschen sich ausprobieren und so herausfinden, was ihrem Körper gut tut und was nicht. Wichtig ist, dass wir beim Ausprobieren auch immer auf unseren Körper hören und dann auch mal zurückrudern oder abbrechen.

Beschreibe doch einmal kurz in eigenen Worten deine Art und Weise/ Philosophie der Ernährung?
Ich esse das, was mir und meinem Körper gut tut. Meine Seele lechzt nach gutem Geschmack und außergewöhnlichen Gerichten, mein Körper weiß, dass eine gesunde Ernährung Kraft und Energie schenkt und meine Neugierde lässt mich immer Neues ausprobieren.



Gibt es Lebensmittel von denen du absolut nur abraten kannst?
Fertigpulver zum Anrühren von Suppen oder Saucen. Fertiges Salatdressing. Das können wir alles alleine und besser!

Was würdest du am allerliebsten einmal Kochen und was auf keinen Fall?
Ich würde gern einmal um die Welt reisen und das Nationalgericht jedes Landes kochen, an dem ich vorbeikomme. Wäre das nicht spannend? Ganz allgemein gibt es wenig, was ich nicht ausprobieren würde. Gut verzichten kann ich allerdings auf gelierten Bananensaft (aka Geleebananen...) und Blutwurst (Tote Oma) – das ist echt nicht meins!


Emilie, vielen Dank für das Interview!
Wer mehr über Emilie erfahren möchte, der liest ihren Blog www.emiliestreats.de