Wo die glücklichen Schweine wohnen
Die Schweinerotte döst entspannt in der Sonne als mich Herr de Boor über den Hof des Gut Glüsig bei Magdeburg führt und dabei erzählt, wie sie hier Tiere halten und Wurst in der gutseigenen Schlachterei machen. Das Gut Glüsig ist ein alter christlicher Ort, an dem schon im Mittelalter von Zisterzienserinnen Landwirtschaft betrieben wurde. Heute befindet sich das Gut im Besitz der Caritas und bietet neben der Arbeit für die Beschäftigten des Guts auch sinnvolle Beschäftigung für Arbeitsuchende und Menschen mit geistiger Behinderung.
Die Schweine, die auf Gut Glüsig gehalten werden, bekommen ihr Futter (Getreide und Erbsen) vom hofeigenen Acker, so wie es die Kreislaufwirtschaft des Anbauverbands Bioland vorschreibt. „Für jedes konventionelle Schwein, das an Fertignahrung in Pelletform gewöhnt ist, wäre das der Tod“, erklärt mir Herr de Boor. Ohne die sonst üblichen Wachstumshormone und das „optimierte“ Futter brauchen die Bio-Schweine auf dem Gut einige Monate länger bis sie natürlich auf ihr Schlachtgewicht kommen. In der Schlachterei des Bio-Gutes werden jede Woche 15 hofeigene Schweine geschlachtet und danach in der Metzgerei zu feinen Wurst- und Fleischspezialitäten verarbeitet, die im eigenen Hofladen sowie in Läden in Magdeburg und im Marktwagen verkauft werden.
Diese Produkte haben wenig mit konventioneller Massenware aus dem Supermarkt zu tun. Wenn allerdings in Weißenfels jeden Tag (!) 15.000 Schweine geschlachtet und zerlegt werden, hat das Auswirkungen, die auch das Gut Glüsig zu spüren bekommt, denn die großen Fleischfabriken diktieren heute die Regeln und verdrängen die Kleinen. Auf dem Gut kämpft man dann mit Behörden, für die Stroh unhygienisch ist und die die Schweine lieber auf Plastikbalken wie in den Riesenmastanlagen sehen würden. Doch Herr de Boor nimmt es mit Humor und Kampfgeist. „Als Verbraucher können wir uns nur informieren“, meint er und viele, viele Fragen stellen, um diese Kultur zu erhalten. Nutzen Sie also die nächste Chance und fahren Sie am 30. Oktober zum nächsten Schlachtefest auf das Gut Glüsig.