Der lebendigste Käse der Welt

In diesem Monat begaben wir uns in den Süden des Landes Sachsen- Anhalt, genauer in den kleinen Ort Würchwitz. Dieser ist wahrscheinlich den meisten Menschen unbekannt, aber ein kleines Tier und ein Käse haben diesen Ort weltberühmt gemacht. Bereits seit dem Mittelalter wurde in der Gegend um Altenburg Käse mit Hilfe von Käsemilben hergestellt. Die findigen Bauern machten damals aus der Not eine Tugend, denn ursprünglich waren die Milben Schädlinge für den Käse, aber sie bezogen die Milben mit in die Käseproduktion ein.



Doch in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts war diese Tradition fast ausgestorben. Lediglich eine ältere Frau, Liesbeth Brauer, wusste das Rezept und stellte daheim den Käse her. Dem umtriebigen Biologielehrer Helmut Pöschel ist es zu verdanken, dass diese Tradition wiederbelebt wurde. Er betrieb Öff entlichkeitsarbeit, kümmerte sich um die Milbenzucht und begeisterte schließlich viele andere Menschen für diese alte Käsetradition. Im Herstellungsprozess wird der Käse bis zu einem Jahr in Kisten gelagert in denen sich mehrere Millionen Milben befi nden, die Milben und ihre Ernährung sorgen schließlich für die Fermentierung des Käses und geben ihm seinen prickelnden, leicht bitteren Geschmack, der an Harzer Käse erinnert.



Seit dem Jahr 2000 ist der Käse schließlich fast in aller Munde. Die Medien berichten immer wieder über den Käse. Er ist Bestandteil der „Arche des Geschmacks“ von Slow Food. Im Jahr 2003 fl ogen 10.000 Käsemilben in einer Sojuskapsel zur Raumstation ISS. Sogar in Günther Jauch Show „Wer wird Millionär“ tauchte der Würchwitz mit seinem Käse in einer 64.000 Euro Frage auf. Die Hochschule Burg Giebichenstein widmete dem Käse eine eigene Schmuckkollektion – eine wohl einmalige Verbindung von Kunst und Käse. Inzwischen hat die Käsemilbe in Würchwitz ein Denkmal und ein Museum und beim jährlichen Kleefest in Würchwitz kann man den Käse kosten und feiern.



PS: Beim Verzehr des Käses leben die Milben übrigens noch und werden mit verspeist. Guten Appetit!

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Weitere Infos zum Milbenkäse gibt es auf www.milbenkaese.de